Vor einiger Zeit hatten wir einen Mitarbeiter mit österreichischen Wurzeln. Als er uns verließ, bekamen wir zum Abschied ein riesiges Paket mit Schokolade. Mit dabei: Mozartkugeln. Ach was war das schön! Und schon war ich abhängig.
Mozartkugeln sind für mich eine Auszeit vom Trubel. Wenn es besonders stressig ist, dann schnappe ich mir eine dieser Köstlichkeiten und meistens lenkt sie mich vom Alltag ab. Wenn man eine zur Hand hat! Anfang der Woche war es soweit: Ich brauchte eine Mozartkugel, aber der Vorrat war leer. Und so saß ich auf meinem Schreibtischstuhl und blies Trübsal vor mich hin. Einer meiner Mitarbeiter sah mich und meinte: „Ein Königreich für eine Mozartkugel?“ Ich schaute ihn an und sagte „Ein Königreich für eine Mozartkugel“.
Da drehte er sich um, wühlte in seiner Schublade und stand kurze Zeit breit grinsend und mit einer Mozartkugel vor mir. In diesem Augenblick habe ich so einiges begriffen: Mein Mitarbeiter ist ziemlich schlau. Und aufmerksam. Und: Diese Kugel ist zwar lecker, wird mein Problem aber nicht wirklich lösen.
Denn was trägt uns wirklich durch schwere Zeiten? Unsere Lieblingssüßigkeit ist sicher eine gute Hilfe, aber langfristig keine Lösung, denn sie mildert zwar kurz den Stress, schafft aber keine Perspektive. Wir alle haben zwei Jahre Pandemie hinter uns. Und jetzt auch noch Krieg in Europa. Ich höre von so vielen KundInnen, dass nun ein Punkt erreicht ist, an dem die Kraft zum Weitermachen fehlt. Sie ziehen sich zurück, bleiben zu Hause, planen nicht mehr für die Zukunft. Resignation, Depression, Frustration, Aggression, Stagnation – die Liste ist unendlich lang. Es ist so schwierig sich selbst immer wieder zu motivieren, wenn die äußeren Umstände immer belastender werden. Mozartkugeln helfen da auch nicht mehr weiter.
Mein persönlicher Held in dieser Zeit ist gerade der ukrainische Präsident und die ihm zugeschriebene Aussage „Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, ich brauche Munition!“ Auch er hat eine zermürbende Pandemie hinter sich. Und er steht im wahrsten Sinne des Wortes unter Beschuss. Aber er futtert nicht einfach eine Mozartkugel und hofft, dass es irgendwann wieder besser wird. Er steht auf und wird zur Symbolfigur für sein Volk. Und nebenbei gibt er uns allen eine Lektion in Mut, Durchhaltevermögen und Standhaftigkeit.
Ich habe keine Ahnung, woher er diese Kraft nimmt. Und ich glaube auch nicht, dass er das ewig aufrecht erhalten kann, denn was er hier leistet ist übermenschlich. Aber er hat etwas gefunden, für das es sich zu kämpfen lohnt, und für diese Perspektive gibt er alles, ohne Rücksicht auf persönliche Verluste.
Wofür kämpfst du? Für deine Kinder? Für ein Dach über deinem Kopf? Für die nächste Beförderung? Es ist nicht an mir, deine Beweggründe zu bewerten. Aber wenn du nichts hast, für das es sich lohnt Morgens aufzustehen, dann erlaube mir den Hinweis: Dein Leben ist es wert, gelebt zu werden. Es zu vergeuden wäre Verschwendung. Denn du bist außergewöhnlich und einzigartig, und deswegen gibt es etwas, was nur du tun kannst. Tu es! Wenn du im Bett liegen bleibst und weiterhin Mozartkugeln futterst, dann macht das nur dick und träge, es wird nichts an deiner Situation verbessern.
Deswegen sitze ich übrigens auch gerade an meinem Blog, und mache mich nicht über meinen Mozartkugel- Geheimvorrat im Rucksack her. Mein Anliegen ist es, Menschen dabei zu helfen, in ihre berufliche Berufung zu kommen und so ihre Lebensqualität zu verbessern. Und jeden der das hier liest dazu zu ermutigen, die eigenen Potentiale zu nutzen und daraus Wege in die Zukunft zu bauen. Das kann ich nicht, wenn ich mit futtern beschäftigt bin. Aber wenn ich es schaffe, meinen Stress in Perspektive umzuwandeln, dann schaffst du das auch.
Ja dieser Weg ist schwer. Du musst ihn aber nicht alleine gehen. Suche dir Vorbilder und/oder jemand, mit dem du über deine Situation und ihre Herausforderungen ins Gespräch kommen kannst. Aber vor allem: Leg deine Mozartkugel zur Seite, dann hast du die Hände frei, um dein Leben anzupacken und zu gestalten. Ich bin gespannt, was du daraus machen wirst.